Was hier nun folgt, ist so abwegig, dass es nur als Produkt einer schrägen Phantasie durchgehen wird. Keine Verschwörungstheorie, keine finsteren Machinationen, nur der Versuch, aus den Ungereimtheiten der letzten Tage eine sehr zweifelhafte Story zu fabrizieren.
Illusionen als Kapital
„Ein Gespenst geht um in Europa.“
So klang einst der erste Satz eines Manifests, das es noch in sich hatte. Nun sitzt vor der Bundespressekonferenz eine Dame, die eine Bewegung gestrickt hat, die – bis auf Weiteres – unter ihrem Namen die politische Arena betritt.
Davongekommen
Müde, auch leicht verkatert, war er aus Westafrika zurück gekommen, sein jüngster Kunde schrie nach ihm. Wer wollte es ihm verdenken, dass er der Bitte folgte? Der Macron werde sich noch wundern, was ihm in Niger blüht, das ist er ihm schuldig. Nun also wieder Moskau, aber was hält ihn da noch, ab nach Sankt Petersburg, immer noch seine Borghata des Elends, das er hinter sich weiß, aber nie...
Pulled chicken
Der Tag war und ist noch immer vom wechselwütigen Wetter auf eine Weise überschattet oder grell erleuchtet, dass jeder Move sich als fatal herausstellt. Dennoch sind der Hund und ich um 17 Uhr in den Park gegangen und haben uns von den dräuenden Wolken nicht aufhalten lassen. Als ihr Getue bedrohlicher wurde, retteten wir uns unter eine Grill-Plane der Brlo Craft Brauerei, wo an diesem späten...
Verkürzt genesen
Die Pandemie und ihr Management führen zu sprachlichen Übergriffen sonderzahl. Die neueste Verirrung ist der verkürzte Genesenenstatus. Wollten wir das ohne Vokale schreiben, wäre es der vrkrzt Gnsnnstts. Unschön auch so.
Aus dem Leben eines Stadthundes
Ob meine Eltern wirklich wussten, was sie taten, als sie mich zeugten, wie soll ich das wissen? Sie haben sich geliebt ohne jede Idee von Schuldigkeit. Sie wussten, was sie taten. So kommen in mir zwei Welten zusammen: die westerwäldische, in der die Gefährten meines Papas ihren politischen Willen in dem Wort „daswommerjaauch“ zusammenfassen, was mich immer auf die Frage bringt, was vor dem...
Impfmüde
Das Wort ist so jung, dass viele einschlägige Verzeichnisse es noch gar nicht kennen. Bei Google Ngram steigt die Trefferquote erst nach den Nuller-Jahren steil an, offenbar gab es nach der Schweinegrippe-Saison 2009/10 einen ersten kleinen Impfmüdigkeitspeak mitohne Pieks (sorry).
Rückkehr zur Normalität?
Sie wird immer häufiger beschworen, als sei sie ein Ziel, nach dem wir Sehnsucht hätten. Für die Rückkehr zur Normalität gibt es keine Fahrkarten, keine Patentrezepte, keinen Wegweiser. Wer behauptet, den Weg oder das Ziel zu kennen, ist ein Scharlatan. Wer sie verspricht, verspricht sich. Seit wann gibt es Zeitreisen, und dann auch noch zurück? Was schließlich macht einen hinter uns liegenden...
Zur Phänomenologie des Abwegigen
Heute ist mir durch einen Hinweis auf Twitter etwas aufgefallen. Seit geraumer Zeit, im Grunde seit Beginn der Pandemie, habe ich immer fassungsloser den publizistischen Weg eines früheren Kollegen und seines Begleittrosses verfolgt, der in ungefähr allen Fragen, die er für strittig erklärt, sich bevorzugt auf die Seite von abwegigen Experten geschlagen hat. Uwe Sinha zog eine Parallele zu einem...
Verschärfen
Aus Gründen, die nicht kulinarischer Natur sind, feiert dieses Verb etwas zu dauerhaft Hochkonjunktur. Hier folgen einige Beispiele aus der politischen Prosa, was sich verschärft oder was verschärft werden muss. Aus der Ferne erklingt in dem Wort das Handwerk des Scharfrichters, der seine Klingen einsatzbereit halten und entsprechend pflegen muss. Wer etwas verschärfen will, steht – wie...
Es geht um die Zeugen
Das Photo ist ein erstaunliches Dokument. Es geht in die Geschichte ein nicht als Inszenierung eines historischen Augenblicks in der Präsidentschaft Barack Obamas, sondern als ein Dokument einer politischen Ikonographie, die den Oberbefehlshaber an den Rand rückt, während seine einstige Konkurrentin im Vordergrund ein Bild des Erschreckens abgibt. Die Bildachse zwischen Obama und Clinton ist es...
Richtig und wichtig
Kaum etwas finde ich so grauenvoll und nichtssagend wie diese Formulierung, die seit geraumer Zeit Bedeutung beansprucht, aber über die Autosuggestion nicht hinauskommt. Aber wer kann sich schon selbst hypnotisieren? Was in den letzten Monaten alles als „wichtig und richtig“ galt:
Streiten
Hochschulen in die Politik einbringen
Selbsttests
Apotheker
Spiel mit Wörtern
Im frühen Jahr 2018 erreichte mich aus heiterstem Himmel eine Anfrage des Dudenverlags. Ob ich mir vorstellen könnte, zu Wörtern aus vier Jahrzehnten vier Büchlein zu schreiben. Klar konnte ich mir das vorstellen. Es juckte mir quasi schon in den Fingern. Auf die Dauer ist das Schreiben von Talkshowkritiken nicht abendfüllend. Schnell einigten wir uns über einen schönen Vertragsrahmen, nachdem...
Nun kommt etwas Neues ins Spiel
In dieser Woche beginne ich mit einem Projekt, über das ich schon nachgedacht haben könnte, als es all das Gedöns von Facebook, Twitter, Instagram und Tinderätätä noch nicht gegeben hat. Damals hatte ich über Weihnachten mit meiner kleinen Schwester und einem guten Freund erst Gans gegessen, dann einen langen Spaziergang am Niederrhein gemacht. Danach lieferte ich drei Probetexte nach München und...
Hoffnung auf den Autopilot
Sitzen eine Ethikerin, ein Ministerpräsident, ein Epidemiologe, ein Virologe und die Pandemiebeauftragte eines Landkreises zusammen, dann befinden sie sich gewiss in einer Talkshow, an diesem Abend bei Maybrit Illner.
Helga Paris
Ich nahm mir drei Tage hundefrei. Wenn ich Lola leise den Namen ihrer Hüterin sage, weiß sie, dass sie einen Ausflug zu ihrem Teilzeit-Rudel unternimmt. Sie springt dann vor Freude an mir hoch, weil sie einige Tage namenloser Abenteuer vor sich weiß.
Aufwachen
Nun gehört es zu den täglichen Routinen des Lebens mit Hund, am frühen Morgen, dieser Tage wirklich früh, durch die Straßen an vielen geöffneten Fenstern vorbeizulaufen, und heute fiel mir auf, dass der Klang der Wecker monoton geworden ist, als gäbe es nur noch den einen, der sich nicht durch das Schepperschrillen der alten Blechkameraden, sondern durch ein fast kardiologisches Fiepen...
Ein Dilemma: warum Framing ein Etikettenschwindel ist
Zunächst eine Offenlegung. Sie führt zurück in den Spätsommer des Jahres 2013. Michael Stognienko von der Böll-Stiftung hatte mich zu einem Termin eingeladen, bei dem Elisabeth Wehling den versammelten Wahlkämpfern der Grünen, der Linken und der Sozialdemokraten ihre Methode vorstellte. Sie war im Begriff, ihr Beratungsangebot, entwickelt und erprobt in den USA, nun in Europa auszurollen. Der...
Eine Verschwörung
Über Günter Hack erfuhr ich heute Morgen von dieser Story. Um es zurückhaltend auszudrücken: sie ist atemberaubend. Wenn sich herausstellt, dass wahr ist, was Jeff Bezos, der Amazon-Gründer, hier ausführt, versuchen Spießgesellen des amerikanischen Präsidenten, ihn zu erpressen und damit Rache an der Washington Post zu nehmen. Dass Bezos sich selbst zum Kauf beglückwünscht, hat viele Gründe. Hier...
Der Wahnsinn geht weiter – eine Tragödie wird besichtigt
Der folgende Essay erschien kürzlich im Jahrbuch Fernsehen 2018. Mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber dokumentiere ich ihn hier in meinem Blog. Prolog: Die Welt wartet nicht auf uns Die ersten Bilder zeigen einen leeren Konferenzsaal. Die Namensschilder sind austauschbar, stehen für die vielleicht schon verloren gegangene Idee von Repräsentation. Wann werden sie ausgetauscht? Durch wen...