Pulled chicken

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Der Tag war und ist noch immer vom wechselwütigen Wetter auf eine Weise überschattet oder grell erleuchtet, dass jeder Move sich als fatal herausstellt. Dennoch sind der Hund und ich um 17 Uhr in den Park gegangen und haben uns von den dräuenden Wolken nicht aufhalten lassen. Als ihr Getue bedrohlicher wurde, retteten wir uns unter eine Grill-Plane der Brlo Craft Brauerei, wo an diesem späten Nachmittag eine größere Gruppe von amerikanischen Touristen sich mit Pulled Chicken und Pale Ale bewirten ließ. Wir fanden gegenüber von einem Pärchen Platz, das morgen nach Prag weiter reist. Als die Gattin sich kurz entschuldigt, frage ich den Mann, woher sie seien: aus Seattle, sagt er, und ich dann so, Microsoft, und er so – und Amazon. Jedenfalls frage ich ihn dann, auf wessen Seite er in der anstehenden cage battle sei, und wie aus der Mörderpistole geschossen sagt er, er sei auf Elons Seite. Meine nächste Frage beantwortete er dann auch schon fast überraschungsfrei. Was er von dem neuen Strafprozess gegen Trump halte? Gar nichts, meinte er, Trump habe viel für die einfachen Leute erreicht und das korrupte Regime in Washington verdiene einen gehörigen Denkzettel. Damit verabschiedet er sich. Im Alternativlook, zwei Sticker in jedem Ohr, alternativ zweckmäßig gekleidet, wie man so durch die Staaten der Westküste unterwegs ist. Sie erfreuten sich an Lola und ließen ihr Platz unter dem Tisch, als sich erneut Badewannen des blöden Wetters über uns ergießen. Das Personal räumt inzwischen die abgegessenen Pulled Chicken Plastikteller weg. Sie tragen eine Art von Regencapes, die man aus den Serienfilmen von dem Personal an Tatorten kennt, es würde mich nicht wundern, wenn sie unter ihren Umhängen auch Pumpguns bereithalten.

Etwas benebelt, auch ernüchtert und noch in der Lage, die beiden Hälften des aufpoppenden Regenbogens aufzunehmen, begeben der Hund und ich uns durch den nachlassenden Regen in das koreanische Café Odor in der Kurfürstenstraße und genehmigen uns dort einen Zitronenkuchen mit einem Cappucino. Lola lässt sich bewundern und legt sich besonders dekorativ in Szene.

Es würde mich nicht wundern, wenn die Korrespondenten in Washington DC kaum mitbekommen, wie die Stimmung an der einst so blau abstimmenden Westküste inzwischen aussieht.