Spiel mit Wörtern

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Im frühen Jahr 2018 erreichte mich aus heiterstem Himmel eine Anfrage des Dudenverlags. Ob ich mir vorstellen könnte, zu Wörtern aus vier Jahrzehnten vier Büchlein zu schreiben. Klar konnte ich mir das vorstellen. Es juckte mir quasi schon in den Fingern. Auf die Dauer ist das Schreiben von Talkshowkritiken nicht abendfüllend. Schnell einigten wir uns über einen schönen Vertragsrahmen, nachdem ich einige Textproben geschrieben hatte.

Nun stand ich vor der Herausforderung, in überschaubar knapper Zeit Mini-Essays zu 440 Wörtern zu schreiben, die in dem jeweiligen Jahrzehnt erstmals in den Duden aufgenommen worden waren. Mir kam zugute, dass der Zeitraum von 1950 bis 1989 quasi Teil meiner eigenen Lebensgeschichte war (1953 am Niederrhein geboren). Auch hilfreich war, dass meine Kindheit und Jugend unter dem Patronat eines Vaters standen, der zeit seines Lebens mit Worten gespielt hat und als Seelsorger das natürlich theologisch, philologisch und hermeneutisch sehr gewissenhaft getan hat. Er hatte erst bei Karl Barth in Bonn studiert, später bei Rudolf Bultmann in Marburg, wo er auch Hans-Georg Gadamer kennengelernt hatte. Früh spielte ich bei den Teekesselchen mit, bei denen wir Wörter mit Doppelsinn erraten mussten. Der Doppelsinn, genauer gesagt: die Deutungslust sind mir quasi leibhaftig eingeschrieben.

Deswegen liegt es nahe, nach einer so langen Generationen überspannenden Anlaufstrecke, auf der ich im Jahr 2020 auch noch ein fünftes Buch für Duden geschrieben hatte, die erworbene Arbeitsroutine nicht versanden zu lassen, sondern als Anlauf zu einem neuen Projekt zu verstehen, das in den kommenden Tagen beginnen wird.

Wenn ich Wörter aus vergangenen Jahrzehnten untersuchen kann, dann gilt das wohl auch für Wörter, die die politischen und kulturellen Debatten unserer Gegenwart prägen, die erläuterungsbedürftig sind und zu Kritik einladen.

So sei es!