Kategorieaggiornamento

Archiv

Verwirrung und Verirrung

V

Mag sein, dass die Epiphänomene der letzten 24 Stunden bloß eine Nebenwirkung der leichten Narkose sind, die mir am Montagmorgen verabreicht worden war. Nach der Heimkehr gestern fiel ich beim frühen Mittagsschlaf in einen Traum, in dem ich mit größter Leidenschaft und Empörung den Diebstahl des Bettes bekämpfte, in dem ich von diesem Diebstahl träumte. Selten habe ich Freuds Bemerkung, der Traum...

Davongekommen

D

Müde, auch leicht verkatert, war er aus Westafrika zurück gekommen, sein jüngster Kunde schrie nach ihm. Wer wollte es ihm verdenken, dass er der Bitte folgte? Der Macron werde sich noch wundern, was ihm in Niger blüht, das ist er ihm schuldig. Nun also wieder Moskau, aber was hält ihn da noch, ab nach Sankt Petersburg, immer noch seine Borghata des Elends, das er hinter sich weiß, aber nie...

Pulled chicken

P

Der Tag war und ist noch immer vom wechselwütigen Wetter auf eine Weise überschattet oder grell erleuchtet, dass jeder Move sich als fatal herausstellt. Dennoch sind der Hund und ich um 17 Uhr in den Park gegangen und haben uns von den dräuenden Wolken nicht aufhalten lassen. Als ihr Getue bedrohlicher wurde, retteten wir uns unter eine Grill-Plane der Brlo Craft Brauerei, wo an diesem späten...

Leichenschmaus für Egmont Fassbinder

L

Die Nachricht von seinem Tod kam unerwartet. Er war, wenn wir uns, wie immer, zufällig begegneten, von einer unverwüstlich scheinenden Vitalität, etwas hinfällig vielleicht, aber immer noch voller Stolz über seine Eroberungen bei den Sex Parties im Berghain und anderswo. Hündin Lola schnüffelte gerne an ihm, was er bereitwillig und mit seltsamem Stolz erlaubte. An ihm gab es zu schnüffeln.

Bravo, Corgi!

B

Gestern mit Lola unterwegs zum Hundeausauslauf. Da saß ein italienischer Mann und parlarte in sein Handy, bis sein hübscher Corgi-Rüde die Nase davon voll hatte, gemessenen Schrittes sich von seinem Herrchen entfernte und zielsicher die tiefe Riesenpfütze neben der Mülltonne ansteuerte. Dortselbst angekommen tappte der Corgi einmal durch die Pfütze hin und her, um herauszufinden, wo ihr tiefster...

Auf dem Weg …

A

… zum Optiker entscheide ich mich, am Kottbusser Tor nicht umzusteigen, sondern zu Fuß zum Optiker zu laufen. Eine via rosa, sozusagen, in Erinnerung an die späten 70er Jahre, als mein damaliger Freund KK im Tali-Kino Filme vorführte und ich daher hinter der Leinwand sitzen konnte und von da aus das Geschehen im Kinosaal seitenverkehrt wahrnahm. Blixa hieß da noch Skorbut und fegte das Kino...

Aus dem Leben eines Stadthundes

A

Ob meine Eltern wirklich wussten, was sie taten, als sie mich zeugten, wie soll ich das wissen? Sie haben sich geliebt ohne jede Idee von Schuldigkeit. Sie wussten, was sie taten. So kommen in mir zwei Welten zusammen: die westerwäldische, in der die Gefährten meines Papas ihren politischen Willen in dem Wort „daswommerjaauch“ zusammenfassen, was mich immer auf die Frage bringt, was vor dem...

In Erinnerung an Klaus Wagenbach

I

Im März 1987 gingen wir auf Sendung. Vorher probten wir in einem dieser verwaisten Orte, von denen es im ummauerten Westberlin so viele gab, dass ich mich nicht einmal mehr an die Adresse erinnere. Jedenfalls probten wir alles, was zu erproben war, auch unsere Stimmen und wie wir mit ihnen arbeiten können. Anlass dazu gaben uns die Audionauten HP Kuhn und Johannes Schmölling (er hat den Jingle...

Eine triviale Gemeinsamkeit

E

Der Umweltschutz, die Meinungsfreiheit, Integration, das Personalgespräch, das Frühstücksfernsehen, die Probezeit, das Barrierefreiheitsrecht, die freie Gesellschaft, Nachhaltigkeit, Solidarität, Fairness, Social Media, Engagement, Rassismus, Sexismus, der Lehrenweg, die Spiegelstraße, Vorstellungsgespräche, MS, Respekt, die Vogelsbergstraße, das Homeoffice, Treue, Zusammenarbeit,

Rückkehr zur Normalität?

R

Sie wird immer häufiger beschworen, als sei sie ein Ziel, nach dem wir Sehnsucht hätten. Für die Rückkehr zur Normalität gibt es keine Fahrkarten, keine Patentrezepte, keinen Wegweiser. Wer behauptet, den Weg oder das Ziel zu kennen, ist ein Scharlatan. Wer sie verspricht, verspricht sich. Seit wann gibt es Zeitreisen, und dann auch noch zurück? Was schließlich macht einen hinter uns liegenden...

Der Nacktputzer

D

Gestern Mittag bei der Runde mit dem Hund durch die Stadtwildnis hatten wir ein seltsames Erlebnis. Wir traten am Ende eines schmalen Pfades durch die lieblichsten Kleingärten auf eine Lichtung, wir nennen sie „unsere Kehre“, als wir dort auf einen älteren etwas korpulenten puterroten Mann stießen, der gerade dabei war, sein letztes Kleidungsstück, einen blauen Slip, abzulegen. Auf...

Verschärfen

V

Aus Gründen, die nicht kulinarischer Natur sind, feiert dieses Verb etwas zu dauerhaft Hochkonjunktur.  Hier folgen einige Beispiele aus der politischen Prosa, was sich verschärft oder was verschärft werden muss. Aus der Ferne erklingt in dem Wort das Handwerk des Scharfrichters, der seine Klingen einsatzbereit halten und entsprechend pflegen muss. Wer etwas verschärfen will, steht – wie...

Es geht um die Zeugen

E

Das Photo ist ein erstaunliches Dokument. Es geht in die Geschichte ein nicht als Inszenierung eines historischen Augenblicks in der Präsidentschaft Barack Obamas, sondern als ein Dokument einer politischen Ikonographie, die den Oberbefehlshaber an den Rand rückt, während seine einstige Konkurrentin im Vordergrund ein Bild des Erschreckens abgibt. Die Bildachse zwischen Obama und Clinton ist es...

Richtig und wichtig

R

Kaum etwas finde ich so grauenvoll und nichtssagend wie diese Formulierung, die seit geraumer Zeit Bedeutung beansprucht, aber über die Autosuggestion nicht hinauskommt. Aber wer kann sich schon selbst hypnotisieren? Was in den letzten Monaten alles als „wichtig und richtig“ galt:
Streiten
Hochschulen in die Politik einbringen
Selbsttests
Apotheker

Virusvariationsgebiet

V

Erst hieß es „Mutationsgebiet“. Damit schien klar, dass dort etwas passiert, was besser nicht passierte. Wenn es sich um ein abgrenzbares Gebiet handelte, dann, so die in dem Wort geborgene Hoffnung, ließe sich eingrenzen, was von dort seinen Ausgang nehmen könnte. Das war schon Blödsinn in der Sekunde, in welcher das Mutationsgebiet in die deutsche Sprache fand. Es geschah erst vor...

Das Menschenmögliche

D

Angesprochen auf die Vorhersage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in der frühen Phase der Pandemie, dass man sich später einiges zu verzeihen haben werde, und gefragt, ob sie bei der Impfstoffbestellung etwas falsch gemacht habe und sich bei den Deutschen entschuldigen müsse, sagte Merkel: „Jeden Tag macht niemand hundert Prozent alles richtig.“ Dann aber sagte sie, bei der...