Was hier nun folgt, ist so abwegig, dass es nur als Produkt einer schrägen Phantasie durchgehen wird. Keine Verschwörungstheorie, keine finsteren Machinationen, nur der Versuch, aus den Ungereimtheiten der letzten Tage eine sehr zweifelhafte Story zu fabrizieren.
Verwirrung und Verirrung
Mag sein, dass die Epiphänomene der letzten 24 Stunden bloß eine Nebenwirkung der leichten Narkose sind, die mir am Montagmorgen verabreicht worden war. Nach der Heimkehr gestern fiel ich beim frühen Mittagsschlaf in einen Traum, in dem ich mit größter Leidenschaft und Empörung den Diebstahl des Bettes bekämpfte, in dem ich von diesem Diebstahl träumte. Selten habe ich Freuds Bemerkung, der Traum...
Illusionen als Kapital
„Ein Gespenst geht um in Europa.“
So klang einst der erste Satz eines Manifests, das es noch in sich hatte. Nun sitzt vor der Bundespressekonferenz eine Dame, die eine Bewegung gestrickt hat, die – bis auf Weiteres – unter ihrem Namen die politische Arena betritt.
Davongekommen
Müde, auch leicht verkatert, war er aus Westafrika zurück gekommen, sein jüngster Kunde schrie nach ihm. Wer wollte es ihm verdenken, dass er der Bitte folgte? Der Macron werde sich noch wundern, was ihm in Niger blüht, das ist er ihm schuldig. Nun also wieder Moskau, aber was hält ihn da noch, ab nach Sankt Petersburg, immer noch seine Borghata des Elends, das er hinter sich weiß, aber nie...
Versuch zu verstehen
Im Frühsommer 1989 kam ich bei einem Projekt unter dem Dach des Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit an die Grenze meiner Leistungskraft.
Pulled chicken
Der Tag war und ist noch immer vom wechselwütigen Wetter auf eine Weise überschattet oder grell erleuchtet, dass jeder Move sich als fatal herausstellt. Dennoch sind der Hund und ich um 17 Uhr in den Park gegangen und haben uns von den dräuenden Wolken nicht aufhalten lassen. Als ihr Getue bedrohlicher wurde, retteten wir uns unter eine Grill-Plane der Brlo Craft Brauerei, wo an diesem späten...
Leichenschmaus für Egmont Fassbinder
Die Nachricht von seinem Tod kam unerwartet. Er war, wenn wir uns, wie immer, zufällig begegneten, von einer unverwüstlich scheinenden Vitalität, etwas hinfällig vielleicht, aber immer noch voller Stolz über seine Eroberungen bei den Sex Parties im Berghain und anderswo. Hündin Lola schnüffelte gerne an ihm, was er bereitwillig und mit seltsamem Stolz erlaubte. An ihm gab es zu schnüffeln.
Riecharbeit und kynische Telegraphie
Nun ist es bald wieder so weit, dass Hündin Lola die Rüden in einem weiten Radius um das Gleisdreieck in Aufregung versetzt. Auf dem Weg dorthin intensiviert sie nicht nur die eigene Riecharbeit, wie die Rutschkys es in dem Buch über den Stadthund erzählten, auch muss sie alle paar Meter in ihrem eigenen nasengebundenen Netzwerk flüssige Telegramme absetzen, die über ihren hormonellen Status...
Bravo, Corgi!
Gestern mit Lola unterwegs zum Hundeausauslauf. Da saß ein italienischer Mann und parlarte in sein Handy, bis sein hübscher Corgi-Rüde die Nase davon voll hatte, gemessenen Schrittes sich von seinem Herrchen entfernte und zielsicher die tiefe Riesenpfütze neben der Mülltonne ansteuerte. Dortselbst angekommen tappte der Corgi einmal durch die Pfütze hin und her, um herauszufinden, wo ihr tiefster...
Auf dem Weg …
… zum Optiker entscheide ich mich, am Kottbusser Tor nicht umzusteigen, sondern zu Fuß zum Optiker zu laufen. Eine via rosa, sozusagen, in Erinnerung an die späten 70er Jahre, als mein damaliger Freund KK im Tali-Kino Filme vorführte und ich daher hinter der Leinwand sitzen konnte und von da aus das Geschehen im Kinosaal seitenverkehrt wahrnahm. Blixa hieß da noch Skorbut und fegte das Kino...
Verkürzt genesen
Die Pandemie und ihr Management führen zu sprachlichen Übergriffen sonderzahl. Die neueste Verirrung ist der verkürzte Genesenenstatus. Wollten wir das ohne Vokale schreiben, wäre es der vrkrzt Gnsnnstts. Unschön auch so.
Aus dem Leben eines Stadthundes
Ob meine Eltern wirklich wussten, was sie taten, als sie mich zeugten, wie soll ich das wissen? Sie haben sich geliebt ohne jede Idee von Schuldigkeit. Sie wussten, was sie taten. So kommen in mir zwei Welten zusammen: die westerwäldische, in der die Gefährten meines Papas ihren politischen Willen in dem Wort „daswommerjaauch“ zusammenfassen, was mich immer auf die Frage bringt, was vor dem...
In Erinnerung an Klaus Wagenbach
Im März 1987 gingen wir auf Sendung. Vorher probten wir in einem dieser verwaisten Orte, von denen es im ummauerten Westberlin so viele gab, dass ich mich nicht einmal mehr an die Adresse erinnere. Jedenfalls probten wir alles, was zu erproben war, auch unsere Stimmen und wie wir mit ihnen arbeiten können. Anlass dazu gaben uns die Audionauten HP Kuhn und Johannes Schmölling (er hat den Jingle...
Impfmüde
Das Wort ist so jung, dass viele einschlägige Verzeichnisse es noch gar nicht kennen. Bei Google Ngram steigt die Trefferquote erst nach den Nuller-Jahren steil an, offenbar gab es nach der Schweinegrippe-Saison 2009/10 einen ersten kleinen Impfmüdigkeitspeak mitohne Pieks (sorry).
Eine triviale Gemeinsamkeit
Der Umweltschutz, die Meinungsfreiheit, Integration, das Personalgespräch, das Frühstücksfernsehen, die Probezeit, das Barrierefreiheitsrecht, die freie Gesellschaft, Nachhaltigkeit, Solidarität, Fairness, Social Media, Engagement, Rassismus, Sexismus, der Lehrenweg, die Spiegelstraße, Vorstellungsgespräche, MS, Respekt, die Vogelsbergstraße, das Homeoffice, Treue, Zusammenarbeit,
Rückkehr zur Normalität?
Sie wird immer häufiger beschworen, als sei sie ein Ziel, nach dem wir Sehnsucht hätten. Für die Rückkehr zur Normalität gibt es keine Fahrkarten, keine Patentrezepte, keinen Wegweiser. Wer behauptet, den Weg oder das Ziel zu kennen, ist ein Scharlatan. Wer sie verspricht, verspricht sich. Seit wann gibt es Zeitreisen, und dann auch noch zurück? Was schließlich macht einen hinter uns liegenden...
Zur Phänomenologie des Abwegigen
Heute ist mir durch einen Hinweis auf Twitter etwas aufgefallen. Seit geraumer Zeit, im Grunde seit Beginn der Pandemie, habe ich immer fassungsloser den publizistischen Weg eines früheren Kollegen und seines Begleittrosses verfolgt, der in ungefähr allen Fragen, die er für strittig erklärt, sich bevorzugt auf die Seite von abwegigen Experten geschlagen hat. Uwe Sinha zog eine Parallele zu einem...
Der Nacktputzer
Gestern Mittag bei der Runde mit dem Hund durch die Stadtwildnis hatten wir ein seltsames Erlebnis. Wir traten am Ende eines schmalen Pfades durch die lieblichsten Kleingärten auf eine Lichtung, wir nennen sie „unsere Kehre“, als wir dort auf einen älteren etwas korpulenten puterroten Mann stießen, der gerade dabei war, sein letztes Kleidungsstück, einen blauen Slip, abzulegen. Auf...
Verschärfen
Aus Gründen, die nicht kulinarischer Natur sind, feiert dieses Verb etwas zu dauerhaft Hochkonjunktur. Hier folgen einige Beispiele aus der politischen Prosa, was sich verschärft oder was verschärft werden muss. Aus der Ferne erklingt in dem Wort das Handwerk des Scharfrichters, der seine Klingen einsatzbereit halten und entsprechend pflegen muss. Wer etwas verschärfen will, steht – wie...
Es geht um die Zeugen
Das Photo ist ein erstaunliches Dokument. Es geht in die Geschichte ein nicht als Inszenierung eines historischen Augenblicks in der Präsidentschaft Barack Obamas, sondern als ein Dokument einer politischen Ikonographie, die den Oberbefehlshaber an den Rand rückt, während seine einstige Konkurrentin im Vordergrund ein Bild des Erschreckens abgibt. Die Bildachse zwischen Obama und Clinton ist es...