© Gerard van Smirren

Angst vor der Gleichheit (Kurzfassung)

Ein Fanal

Am Montag veröffentlicht er auf seinem Blog ein Abschiedsmanifest. Am Dienstagnachmittag geht er in den für Besucher um diese Zeit gesperrten Chor von Notre-Dame, legt den Abschiedsbrief auf den Altar und erschießt sich. Dominique Venner, der Theoretiker der französischen Rechtsradikalen, setzt damit ein Fanal, nur wenige Tage vor der nächsten Großkundgebung am darauf folgenden Sonntag. Am Abend des Suizids grölen Rechtsradikale vor der Statue von Karl dem Großen das Landsknechtslied. Eine Strophe darin lautet:

Doch Furcht, die ist uns unbekannt,
Wie auch die Würfel liegen.
Wir kämpfen für das Vaterland
Und glauben, dass wir siegen.

In der politischen Folklore können wir das Lied mit dem berüchtigten Lied eines anderen wild gewordenen deutschen Katholiken vergleichen. Es ist nur ein paar Jahrhunderte jünger. Es zittern die morschen Knochen.

Die Geschichte spielt verrückt. Der in den Straßen von Paris randalierende Mob singt die Marseillaise. Gegen Freiheit. Gegen Gleichheit. Gegen Brüderlichkeit. Kaum macht die Nachricht vom Suizid Venners die Runde, bekundet Marine Le Pen via Twitter ihren Respekt. Weiterlesen

Angst vor der Gleichheit

Vorbemerkung

Den folgenden Text habe ich am 30. 29. Januar 2014 in rasender Eile niedergeschrieben. Am nächsten Tag trug ich ihn bei einer Veranstaltung der Queer Lectures im taz-Café vor. Der Text erfüllt infolge der Technik der nicht redigierten Niederschrift die formalen Kriterien eines Blogeintrags. Vielleicht erscheint er eines ferneren Tages auch als dann dafür redigierte Veröffentlichung.  Die Vorgeschichte führt über ein Jahr zurück, als in Frankreich und Italien ein Essay von Giorgio Agamben für Verwirrung sorgte. Er hatte damals in Nachfolge Alexandre Kojèves darüber nachgedacht, in welcher politischen Konstellation auf die europäische Krise zu reagieren sei. Wenige Wochen später nahm sich Dominique Venner vor dem Altar von Notre-Dame das Leben und widmete seinen Tod dem Kampf gegen die mariage pour tous.

Ich werde heute nicht als Chronist reden. Ich werde (fast) nichts erzählen über Gewalttäter, über miserable Gesetze, über Richtersprüche, über Kardinäle oder Päpste (wir haben ja gerade zwei davon). Ich werde heute Abend auch keine Exegese jener allzu geläufig und routiniert klingenden, irgendwie alle und niemanden eingemeindenden Buchstaben LGBTI* vornehmen. Warum unterscheidet sich diese Abkürzung so wenig von den Markenzeichen tiefergelegter Automobile? Das sind wir doch nicht, meine Lieben. Gefährten schon. Nur ist das etwas Anderes. Weiterlesen

Small Town Boy

Am Morgen haust du ab
Mit allem was du hast
In einem kleinen schwarzen Koffer
Stehst auf dem Bahnsteig
Wind und Regen
Auf dem traurigen verlorenen Gesicht.

Mutter wird nie verstehen
Warum du gehen musstest
Die Antworten, nach denen du suchst
Sind nicht zuhause zu finden.
Die Liebe die du brauchst
Gibt es zuhause nicht. Nie.

//Lauf weg, hau ab//

Rumgeschubst und getreten
Immer so ein Verlorener
Warst du der
Über den sie tuschelten
Wie sie dich herabsetzten.

Wie hart sie auch versuchten
Dich zu verletzen, bis du weintest
Schriest du nicht zurück
Nur zu dir selbst.
Nur zu dir selbst.

//Lauf weg, hau ab//

Cry, boy, cry.

Am Morgen haust du ab
Mit allem was du hast
In einem kleinen schwarzen Koffer
Stehst auf dem Bahnsteig
Wind und Regen
Auf dem traurigen verlorenen Gesicht.

//Lauf weg, hau ab//

Ihr kennt das Lied von Jimmy Somerville.

Was passiert in Falk Richters Stück? Reicht es aus, es unter der Rubrik “Homophobie” zu vergrieneisen? Die Kritiker machen es sich zu einfach, wenn sie das Stück als sozial- oder postrealistisches Theater kategorisieren. Was irritiert sie so? Weiterlesen

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