Paradoxon

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Wir kennen das: Ein Kreter sagt, alle Kreter lügen. Nun geht es um das kunstvolle Paradoxon, wie ein Insider der Macht und des Powerplay in Washington den Eindruck zu beglaubigen versucht, dass er wirklich eine Wende herbeiführt. In einem Namensbeitrag in der heutigen Ausgabe der Washington Post schreibt Obama: „So we have a choice to make. We can once again let Washington’s bad habits stand in the way of progress. Or we can pull together and say that in America, our destiny isn’t written for us but by us. We can place good ideas ahead of old ideological battles, and a sense of purpose above the same narrow partisanship. We can act boldly to turn crisis into opportunity and, together, write the next great chapter in our history and meet the test of our time.“

Also: bad habits adieu – and meet the test of our time. Er liebt Alliterationen.

Der scharfe Blick von Lothar Baier fehlt. Wie hätte er von Montreal aus die neuen Masken des nonkonformistischen Konformismus gegeißelt. Bis auf weiteres hat Obama den Vertrauensvorschuss seiner Wähler noch nicht verspielt, wenngleich die Personalien der letzten Tage ihn nicht gut aussehen ließen. In fünf Fernsehinterviews räumte er selbstkritisch ein, die Chose vermasselt zu haben. Nach acht Jahren einer Präsidentschaft, die in tiefster Selbstgerechtigkeit nie bereit gewesen ist, auch nur den kleinsten Fehler einzugestehen, ein neuer Ton: mea culpa zu sagen.

So weit ist der Papst nicht gegangen. Vom Stuhle Petri hat er den Schwarzen Peter weiter gereicht. Wir sind nicht mehr Papst!