Geschlecht: Aufruhr. 50 Jahre Stonewall

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Das einzige Mittel, dem Entsetzen zu entgehen, besteht darin, sich dem Entsetzen zu überlassen. (Jean Genet)

Die folgende Projektskizze verstehe ich als Einladung zur Diskussion. In welcher individuellen und institutionellen Vernetzung ließe sich dieses Projekt im Sommer 2019 realisieren?

In der Nacht zum 28. Juni 1969 kam es in der Christopher Street, Ecke 7th Avenue vor der Bar Stonewall Inn im Greenwich Village New Yorks zu einem Zusammenstoß zwischen schwulen Aktivisten und Polizeibeamten. Am Tag zuvor war unter großer Beteiligung der gay community (die sich noch nicht als solche verstand) Judy Garland beerdigt worden. Zu ihrer Beerdigung hatten sich über 22.000 Menschen versammelt. Garlands Lied „Over The Rainbow“ wurde schon bald zur Hymne der schwulen Kultur, der Regenbogen zum Symbol einer Bewegung, die sich nach den Straßenschlachten zu einer Bürgerrechtsbewegung entwickelte. In den Tagen nach Judy Garlands Beerdigung formte sich die Schwulenbewegung zu einer neuen sozialen Bewegung.

Ihre Kennzeichen hatte der deutsche Politikwissenschaftler Claus Offe fast zeitgleich erstmals entwickelt, indem er in Analyse der politischen und ökonomischen Verfasstheit westlicher Gesellschaften sogenannte horizontale Disparitäten von Lebensbereichen identifizierte, die fern von ökonomischen Interessenkonflikten so etwas wie eine vernachlässigte kulturelle Allmende der Zivilgesellschaft darzustellen begannen. Diese Allmende entwickelte sich aufgrund ihrer Vernachlässigung durch Politik und wirtschaftliche Interessengruppen zum Terrain für eine eigene Agenda. Sie umfasste sehr bald die Frauenbewegung, die Schwulen- und die Umweltschutzbewegung. Sie war Keimzelle für die Gründung alternativer Parteien, aus denen später in Deutschland die Grünen entstanden.

Keine Heldengeschichte

Der Regisseur Roland Emmerich hat über die Stonewall Riots einen Film gedreht, der eine Heldengeschichte zu erzählen scheint. Emmerichs Helden sind zweifelhaft. Ihre Herkunft liegt im Dunkeln. Von ihrer Zukunft ist nicht die Rede. Oder wenn doch, dann erzählte Emmerich die Mär von einem erstaunlich geradlinigen Fortschritt, an dessen Ende ein Schiff der US-Navy nach dem ermordeten schwulen Stadtrat Harvey Milk aus San Francisco benannt wird. Das Schiff ist keine Fregatte, auch kein Flugzeugträger, bloß ein Ölfrachter. Seine Antriebstechnik und der fossile Stoff, den es transportieren soll, von gestern. Auch Bilder haben ihre Geschichte. Sie erzählen mehr, als ihren Erfindern bewusst scheint. Ein Ölfrachter, auch wenn er nach dem ermordeten Stadtrat benannt wurde, ist von gestern, selbst wenn er ein paar Jahrzehnte im Dienst stehen könnte.

Der Fortschritt seit Stonewall findet seinen Ausdruck heute in jedem Stadtmagazin der großen Städte. Von Pride-Demos über Fitnesskuren für jedes Geschlecht bis hin zu einem Käfig voller Narren scheint alles im Angebot, was Unterhaltung ermöglicht, ohne unbedingt Haltung zeigen zu müssen. Das Berliner Stadtmagazin „Siegessäule“ illustriert den Fortschritt für eine Lebensweise, die 1969 auch in Berlin noch pönalisiert war, die ihre Orte in zweifelhaften Vierteln fand, hinter verschlossenen Türen mit einem kleinen Kontrollfenster. Einlass winkte dort nicht jedem. Der Ausschluss blieb Routine auch für diejenigen, die die Kontrolle passierten. Schön und treffend die Benennung des Magazins nach einem Monument, das in besseren Kreisen auch als „Mädchen ohne Verhältnis“ bekannt ist, weil sie so riesig wie unerreichbar über dem Tiergarten in die Höhe ragt. Bilder behalten auch dann ihre Geschichte, wenn sie als List umgewidmet und einer Idee nationaler Einheit im Drapeau des Regenbogens dienen mögen.

So kann der Eindruck entstehen, ein uralter gesellschaftlicher Konflikt sei auf Dauer befriedet und es fehle nur noch an wenigem, um das Glück derjenigen vollkommen zu machen, die so viele Jahrzehnte verfolgt und moralisch in Zweifel gezogen wurden. Fortschritt aber bleibt eine Schnecke. Schnecken ändern mitunter die Richtung. Nichts hält sie auf Kurs. Wenn das Makroklima sich ändert, immerhin eine Entität, die sich im Laufe von Millionen Jahren von Eiszeit zu Eiszeit gebildet und gewandelt hat, dann kann dieser Wandel auch dem Mikroklima gesellschaftlicher Beziehungen widerfahren. Es erwärmt sich. Oder es erkaltet. Dann ist es nicht damit getan, den Müll zu trennen, die Heizung zu drosseln, die Brause durch einen Sparduschkopf aufzurüsten und im Keller Vorräte für zehn Tage zu lagern. Dann ginge es um mehr. Dann ginge es um Resilienz, um Widerstandskraft, um eine Idee der conditio humana, die ihr anders gerecht wird als die Idee eines linearen Fortschritts. Dann ginge es darum, Widersprüche zur Kenntnis zu nehmen, die dunklen Seiten des eigenen Antriebs zu verstehen, das hieße, jenen biographischen Abschnitt genauer zu betrachten, in dem das eigene Leben plötzlich nicht mehr wie auf eine Schiene gesetzt scheint, sondern aus den Gleisen springt. Dann stünde auch die Resilienz der sozialen Bewegungen auf der Probe. Zeigen sie sich einem kulturellen und politischen Klimawechsel gewachsen? Verfügen sie über ein Handlungsrepertoire, das anschlussfähig an die Interaktionsprozesse, an die Protestbewegung ihrer Urahnen ist?

Aufruhr als Resonanz

Jeder schwule Mann, jede lesbische Frau, ja, auch jede Frau kennt diesen Augenblick, wenn sie der sozialen Seite ihres Geschlechts gewahr werden. Das ist der Augenblick des lebensgeschichtlichen Aufruhrs. Das ist der Augenblick, in dem Außenseiter (wie sie Hans Mayer noch etikettierte) in ihrem Inneren sich zu Ethnologen einer ihnen fremd werdenden Welt entwickeln. Als Insider ihrer selbst werden sie zu Komparatisten sprachlicher und moralischer Register der Gesellschaft. Das ist der Augenblick, in dem ihre erwachende Aufmerksamkeit mehr von der Welt entdeckt, als diese selbst von sich weiß. Noch vor der Begegnung mit dem Stigma, lange vor jedem Anflug von Scham, nimmt die Idee und mit ihr eine Autonomie des Andersseins im Laufe von Jahren der Latenz Gestalt an. Lebensgeschichtlich birgt sie eine Quelle des Aufruhrs. Diese Quelle kann nicht trocken fallen. Sie genauer zu betrachten und zu verstehen hieße, die individuellen Motive zu respektieren und zu kultivieren, die am Nullpunkt sozialer Bewegungen wie der Frauen- und der Schwulenbewegung stehen. Sie markiert einen individuellen biographischen Wendepunkt. Soziale Bewegungen, die diesen wiederkehrenden Augenblick im Leben ihrer Aktivistinnen aus den Augen verlieren, werden sklerotisch.

Wenn es in diesen Menschen eine unverfallbare Kraft gibt, dann ist es ihre lebensgeschichtlich eingeborene Kraft, Differenzen wahrzunehmen und sie zu verkörpern. Die Differenz macht sie kenntlich für sich selbst. Sie nährt die Sehnsucht nach Gleichheit. Sie macht die eigene Ungleichheit aushaltbar und zu einer Quelle der Kraft, zu einem Antrieb sozialer Bewegungen der Zivilgesellschaft.

Die politische Soziologie unterscheidet in diesem Kontext die Organisations- und die Konfliktfähigkeit. An der Organisationsfähigkeit schwuler Interessen kann es kaum Zweifel geben. Anders sieht es aus mit der Konfliktfähigkeit. Sie steht für die wirksame Drohung, für die Durchsetzung von Zielen Leistungen zu verweigern. Welche Leistungen können Schwule auf dem Weg zur vollständigen Gleichberechtigung mit Aussicht auf Erfolg verweigern? Als Gruppe tun sie sich schwer mit einer plausiblen Antwort auf diese Frage. Als Individuen verfügen sie über die Gabe, die Sehnsucht nach Gleichheit vor dem Gesetz mit ihrer individuellen Ungleichheit zu begründen. Sie leisten damit einen zivilsationsgeschichtlichen Beitrag für die gesellschaftliche Selbstreflektion.

Das Coming Out als symbolischer Tod

Das Coming Out ist die Phase eines symbolischen Todes. In dieser Zeit des Übergangs entwickelt sich ein Bewusstsein für das Anderssein, entsteht ein triebgesteuertes Register von Beobachtungen, die das Anderssein zu erfassen und zu verstehen versuchen. Diese Phase des Coming Outs wirkt nach außen wie eine Latenz, nach innen wie ein Landsturm. Nichts hat unter diesem Sturm Bestand. Es entsteht etwas Einzigartiges. Als ob sich ein Parasit im Leib einnistet, wächst ein vergleichendes Bewusstsein für die Unterschiede zwischen der Welt da draußen und der Welt im Inneren: zwischen der Welt der Normen und der Welt des Verlangen. Im gelingenden Fall ließe sich dieser Landsturm als Fundament einer lebenslänglichen Komparatistik verstehen. Schwule sind geborene Komparatisten.

Tatsächlich ist es eine naive Idee, das Coming Out als eine Tür zu verstehen, die nur zu öffnen und zu durchschreiten sei und dann sei alles anders. Das Coming Out ist ein lebenslänglicher Prozess. Es gibt immer wieder Situationen, Herausforderungen, Proben, Hindernisse. In der sozialpsychologischen, sexualwissenschaftlichen und psychoanalytischen Forschung gibt es bisher nur Teilantworten darauf, was sich in der Latenz des Coming Outs vollzieht. Der schweizer Psychoanalytiker Fritz Morgenthaler brachte Ende der 70er Jahre einen neuen Aspekt ins Spiel, der über die individual- oder sozialpsychologische Erforschung der Devianz und mit ihr verbundener Scham hinausführte, indem er die besondere Bedeutung der Autonomie in der psychischen Konstitution schwuler Männer beschrieb. Sie erweist sich unter dem Ansturm als konfligierend erlebter sozialer Normen als lebensrettend. Die Ausbildung dieser Autonomie kennt unendlich viele Facetten, Details, Verlaufsformen. Sie wird zum Erfahrungsrepertoire unerwiderter Liebe, die den Erzähler der Suche nach der verlorenen Zeit antreibt. Sie lehrt die Dialektik der Zeichen anders zu verstehen, wie Roland Barthes als Semiotiker vorgeführt hat. Sie versetzt den Mathematiker Alan Turing in die Lage, die Verschlüsselung der Wehrmacht zu knacken. Als sozialpsychologisches Weltkulturerbe im Herzen eines schwulen Mannes, einer lesbischen Frau bezeugt sie die Dialektik von Geheimnis und Entzifferung. Sie nährt den Aufruhr gegen soziale Fesseln des Geschlechts.

Autobiographische Spurensuche

Um Stonewall anders als Roland Emmerich zu verstehen, ginge es um die Suche nach lebensgeschichtlichen Spuren aus der Latenzphase des Coming Outs (bitte nach unten scrollen!). Diese Spurensuche wird fündig in den Werken und Biographien von Autoren, Künstlern und Aktivisten, die zu den Zeitgenossen der Stonewall-Unruhen gehörten. Sie können überall gewesen sein. Ihr Aufruhr war fällig. Das Signal aus Greenwich Village wurde weltweit zum Anlass der Gründung von Schwulengruppen. Diese Spurensuche sammelt Zeugnisse der Metamorphose, des Gewahrwerdens eines lebensgeschichtlichen Geheimnisses, einer biographischen Offenbarung und dokumentiert ihre Verknüpfung mit Anfängen der Schwulen- und Frauenbewegung. Coming-of-age-Literatur ist eine Fundgrube, die unter diesem Blickwinkel anders erschlossen werden kann. Der biographische Übergang des Coming of Age ließe sich politisch und literaturhistorisch als Parallele zu den Stonewall-Unruhen lesen. Die Unruhe erfasst zuerst einzelne Protagonisten der Literaturgeschichte. Sie weitet sich zu einem Netzwerk von Knotenpunkten und Resonanzen einer eigentümlichen Faszinationsgeschichte.

Keimzellen des Aufruhrs: der stationäre Buchhandel als Echokammer

Zwei Jahre vor dem Straßenkrawall in der Christopher Street hatte in der Nachbarschaft des Village der Oscar Wilde Buchladen seine Tore geöffnet. Es folgten Giovanni´s Room in Philadelphia, Gay Sunshine Press in San Francisco, der Verlag rosa Winkel und der Buchladen Prinz Eisenherz in Berlin, der Verlag Gay Men´s Press in London, der Buchladen Les Mots à la Bouche in Paris, Männerschwarm in Hamburg, Erlkönig in Stuttgart. Der stationäre Buchhandel der Schwulen- und Frauenbewegung erzählt zwei Geschichten: eine Faszinationsgeschichte und die Ausbildung der kommunikativen Infrastruktur einer neuen sozialen Bewegung. Sie formt und verwandelt individuelles Bewusstsein in soziale Interaktion.

Paten des Aufruhrs: Alan Turing, Roland Barthes, Michel Foucault

Stonewall steht für einen Zeichenwechsel. Aus der verachteten Minorität in den Schmuddelwinkeln der großen Städte formte sich ein Bewusstsein für einen Zeichenwechsel. Roland Barthes war sein zeitgenössischer Theoretiker. Ein Wegbereiter und Märtyrer auf dem Weg dahin war Jahrzehnte zuvor der britische Mathematiker Alan Turing, der Entschlüsseler der Enigma, der Märtyrer des schwulenfeindlichen britischen Strafrechts. Erst kürzlich gewährte Königin Elizabeth ihm einen Royal Pardon. Der Dritte im Bunde ist der französische Philosoph Michel Foucault, der in seinem Lebenswerk den Spuren der Macht in den Körpern der ihr Unterworfenen und von ihr Ausgesonderten nachgeht.

Märtyrer des Aufruhrs: Roger Casement, Federico Garcia Lorca, Pier Paolo Pasolini und Jean Sénac

Wie jede soziale Bewegung kennt auch die Schwulenbewegung in allmählicher Verfertigung ihres historischen Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins Vorgänger, Wegbereiter und Märtyer. Manche waren längst vergessen, andere schon zu Stonewalls Zeiten allen Aktivisten bekannt. Einzelne Werke, wie etwa die Tagebücher Roger Casements wurden erst Jahrzehnte später der Öffentlichkeit bekannt. Die Spurensuche widmet sich den ermordeten schwulen Männern des 20. Jahrhunderts: Roger Casement, der irische Nationalist, wurde von den Engländern hingerichtet. Er gehörte zu den frühen Kritikern des Kolonialismus. Seine Tagebücher dokumentieren seine Liebe zu den Kolonialisierten. Lorcas Ermordung ist das Fanal für den Schwulenhass der autoritären Regime des 20. Jahrhunderts. Was erzählt sein Werk (etwa Dichter in New York, seine Ode an Walt Whitman) über ein Aufbegehren im Begehren, das die Mordlust der Homophoben nährt? Pasolini ist der Denker einer Kippfigur des Spätkapitalismus. Seine Kritik des Konsumismus, seine Freibeutergedanken erweisen sich als Gegengift gegen Verfallsformen unserer Zeit. Jean Sénac greift erneut das Leitmotiv Roger Casements auf. Er stellte sich als pied noir auf die Seite der algerischen Revolution. Nach dem Sieg schien das neue Regime keinen Gefallen mehr an ihm zu finden. Am Vorabend seiner Rehabilitation wurde er in Algier ermordet.

Wendepunkte des Aufruhrs

Praunheims Film von 1971 war die Geburtsstunde der neuen Schwulenbewegung in Deutschland. Vierzig Jahre später realisierte der kanadische Videokünstler Benny Nemerovsky Ramsay das Remake einer Schlüsselszene aus Praunheims Film. Er wirft die Frage auf, was sich tatsächlich im Zuge der Schwulenbewegung geändert hat, was kaum verändert erhalten geblieben ist. Die Rekonstruktion der Wirkungsgeschichte von Praunheims Film greift die Resonanz in der amerikanischen und deutschen Diskussion auf.

Ikonographie des Aufruhrs

Es gibt keinen Aufstand, der nicht seine eigene Bildgeschichte produziert. Das gilt auch für Stonewall. Eine Bilderstrecke mit Werken von Francis Bacon, Robert Mapplethorpe, Nan Goldin, Salomé, Emanuele Mocarelli, John Dugdale, Wolfgang Müller, Jürgen Baldiga und dem Künstlerkollektiv GENERAL IDEA.

Klangspuren des Aufruhrs

Stonewall fußt auf einer eigenen Discographie. Sie reicht von Judy Garlands „Over The Rainbow“ über „A Wider Shade Of Pale“ von Procol Harum bis hin zm Motown-Sound von Diana Ross. Playlists von Parties in Berlin, New York, London und Paris.Wie nahm die Musik ihren Weg um die Welt in die tanzenden Leiber?

Celluloid des Aufruhrs

Lange vor Roland Emmerichs Film über Stonewall gab es mit Andy Warhol und Jack Smith Wegbereiter einer schwulen Filmästhetik. Zu ihren Leuchttürmen rechne ich (u.a.) Pier Paolo Pasolini, Werner Schroeter, Rainer Werner Fassbinder, Jaime Chávarri, Derek Jarman, Ulrike Oettinger.

Trauer als Aufruhr

Es vergingen keine vierzehn Jahre und viele der Aktivisten des Aufstands in der Christopher Street gingen als die ersten Opfer der AIDS-Epidemie dahin. Es dauerte unendliche lange, bis Politik und Verwaltung weltweit begriffen, was für eine Pandemie seit Beginn der 80er Jahre um die Welt gegangen war. Andenken der frühen Opfer und der Aktivisten von Act Up. Wie gehen wir Überlebenden mit dieser Erfahrung um? Wir haben in den Jahren bis 1996 so viele Freunde zu Grabe getragen.

Aufruhr als Ethnographie der Empfindlichkeit

Stonewall, das Village war schließlich ein Fluchtpunkt. In Roland Emmerichs Film ist die Hauptfigur ein Danny aus Indiana. Er verkörpert eine biographische Figur der Migration, die das Leben von schwulen Männern bis heute kennzeichnet: die Flucht vor ihrem Herkunftsort in die großen Städte. Schwule Autoren begreife ich als Ethnographen und geborene Komparatisten unserer Welt und haben eine Geschichte der Empfindlichkeit zu schreiben begonnen. Das Werk Hubert Fichtes verstehe ich als Resonanzraum, als Wegbereiter für Autoren wie Michael Roes und Abdellah Taia. Den roten Faden sehe ich in der Freilegung von Quellen und Nährstoffen des Aufruhrs als einer unabgeschlossenen Geschichte der Empfindlichkeit.